Gott antwortet
Die Verkündigung des Wortes Gottes ist das Herzstück jeder liturgischen Feier. In ihr begegnet uns Gott „realpräsent“ und gibt Antwort auf den Anlass unserer Zusammenkunft. Aus ihr heraus entwickeln sich alle übrigen Gebete, Riten, Texte und Gestaltungsformen. Damit steht die Auseinandersetzung mit dem Verkündigungstext (die „Lesung“) auch im Mittelpunkt jeder Gottesdienstvorbereitung. Dabei ist es egal, ob das Wort Gottes aus einem gedruckten Buch vorgetragen wird, oder frei aus dem Gedächtnis. Es ist auch egal, ob es sich um einen längeren Abschnitt, oder nur um einen Satz handelt.
Was oder wer ist das Wort Gottes? Bei der Verkündigung des Wortes Gottes, bzw. der Lesung(en) geht es nicht um eine Sachinformation oder um das Erzählen vergangener Geschichten. Im Wort Gottes begegnet Gott uns lebendig und personal. Daher wird die Lesung auch gerne mit „Wort des lebendigen Gottes“ abgeschlossen. Es geht um „das Wort“ (singular) und nicht „die Wörter“. Es ist nicht bloß ein Text, sondern es findet eine persönliche Begegnung zwischen den Feiernden und Gott statt, wie mit einem Freund.
- Dei Verbum, 21
In den Heiligen Büchern kommt ja der Vater, der im Himmel ist, seinen Kindern in Liebe entgegen und nimmt mit ihnen das Gespräch auf. Und solche Gewalt und Kraftwest im Wort Gottes, dass es für die Kirche Halt und Leben, für die Kinder der Kirche Glaubensstärke, Seelenspeise und reiner, unversieglicher Quell des geistlichen Lebens ist.
Diese persönliche Begegnung im Wort ist keine unidirektionale Lehre oder Anregung. Gott tritt mit den Menschen in Dialog und dies erwartet daher auch eine Antwort.
- Pastorale Einführung in das Messlektionar, 6
Wenn Gott ein Wort mitteilt, erwartet er also immer Antwort, nämlich das Hören und die Anbetung „im Geist und in der Wahrheit“ (Joh 4,23). - Liturgiekonstitution, 33
Dies ist letztlich die Struktur des Glaubens, der in der gottesdienstlichen Feier eine Ausdrucksform erhält. So hält die Liturgiekonstitution fest: „Denn in der Liturgie spricht Gott zu seinem Volk; in ihr verkündet Christus noch immer die Frohe Botschaft. Das Volk aber antwortet mit Gesang und Gebet.“
Implikationen für die Firmvorbereitung
Wenn also der Vortrag des Wortes Gottes eine personale Begegnung mit Gott ist, dann bedeutet dies für die Feier des Firmsakramentes:
- Die Begegnung mit Gott im Wort ist das zentrale Element jeder Liturgie.
- In der Ausgestaltung hat dem Wort Gottes die größte Sorgfalt zuzukommen.
- Die Lesung darf keine Überraschung sein, damit die freundschaftliche Begegnung zelebriert werden kann.
- Die Lesung muss als Antwort auf den Anlass erlebbar sein und soll keiner komplizierten Erklärungen bedürfen.
- Die Firmvorbereitung muss auch eine Vorbereitung auf die Liturgie der Firmung in diesem Sinne sein.
- Die Lesungen sind daher schon vorab mit dem Firmspender abzustimmen.
- Es darf vermutet werden, dass das Wort Gottes der Feier des Firmsakramentes für die Vorbereitung normativ ist.
- Da verschiedene Perikopen auch verschiedene Aspekte des Firmsakramentes in den Fokus nehmen, ist dies beim Gesamtkonzept einer Firmvorbereitung unbedingt zu berücksichtigen.
Gleiches gilt natürlich auch für jede Liturgie in der Firmvorbereitung:
- Das Wort Gottes ist Antwort auf den Anlass jeder liturgischen Feier, selbst wenn sie kurz und einfach ist.
- Die Firmlinge dürfen erfahren, dass das Wort Gottes für unser tägliches Leben relevant ist.
Quelle:
Fit4Lit, Basiskurs Liturgie, Katholische Jugend der Diözese Innsbruck. https://jugend.dibk.at/Termine/Basiskurs-Liturgie